(ka) Der Frühling steht vor der Tür und somit auch die Zeckensaison. Ab 8 °C sind Zecken laut Robert-Koch-Institut (RKI) aktiv, insbesondere aber im Frühling und im Herbst. Theoretisch sind Zecken jedoch das ganze Jahr über zu finden. „Die in Deutschland am häufigsten vorkommende Zeckenart ist der gemeine Holzbock. Diese Zecke kann Erreger wie Borrelien und FSME-Viren übertragen“, so Dr. Eleanor Keeton vom Gesundheitsamt Pfaffenhofen.
Egal, ob im Garten, im Park oder irgendwo anders in der Natur - die Zecken lauern dort bis zu maximal einem halben Meter über dem Boden auf Gräsern oder Sträuchern. Sie können weder springen noch fallen sie von Bäumen. Dr. Keeton: „Sie warten einfach, bis sie an einem Menschen hängen bleiben. Dort suchen sie sich einen geschützten Ort für einen Stich aus, z. B. hinter den Ohren, am Haaransatz, in der Achselhöhle, im Bauchnabel, in der Schamgegend oder in der Kniekehle.“
In Deutschland sind zwei Erkrankungen besonders relevant und vor diesen sollte man sich unbedingt schützen. Die Lyme-Borreliose tritt bundesweit auf. Hierbei handelt es sich beim Erreger im Gegensatz zur FSME um eine Bakterienart. Die Erreger der FSME sind Viren, die derzeit hauptsächlich in Süddeutschland vertreten sind.
Für beide Erkrankungen besteht in Bayern eine Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz. „Im Landkreis Pfaffenhofen wurden im Jahr 2023 drei Fälle einer FSME sowie 16 Fälle einer Lyme-Borreliose gemeldet. Die Dunkelziffer ist vermutlich um ein Vielfaches höher“, so Dr. Eleanor Keeton.
Bei einer FSME-Infektion sind asymptomatische Verläufe sehr häufig. Nur in etwa 10 bis 30 % der Fälle treten etwa nach zwei bis zehn Tagen grippeähnliche Symptome auf. Nach wenigen Tagen klingen die Symptome in den meisten Fällen ab. Nur bei wiederum 5 bis 15 % der Patientinnen und Patienten kommt es anschließend nach etwa sieben Tagen zur zweiten Krankheitsphase mit Entzündungen des Gehirns, der Gehirnhäute und des Rückenmarks. Die nun auftretenden Symptome wie Schwindel, Sprechstörungen oder Lähmungen von Armen, Beinen oder Gesichtsnerven können Wochen bis Monate andauern und zu bleibenden Behinderungen führen. Auch Todesfälle sind möglich. „Eine spezielle Therapie gibt es leider nicht. Eine Behandlung kann in diesen Fällen nur symptomatisch erfolgen“, so Dr. Eleanor Keeton.
Eine Lyme-Borreliose hingegen verläuft in verschiedenen Stadien. Im Anfangsstadium ist häufig eine sogenannte Wanderröte an der Einstichstelle zu finden. Diese ist durch eine sich von der Stichstelle ausbreitende, kreisförmige Rötung gekennzeichnet. In der Mitte ist eine Abblassung zu sehen. In späteren Stadien ist eine Neuroborreliose, gekennzeichnet durch eine große Bandbreite an neurologischen Symptomen bis hin zu Lähmungen und Entzündungen, aber auch eine Herz- und Gelenkbeteiligung möglich. In den meisten Fällen führt eine rechtzeitige antibiotische Behandlung zu einer anhaltenden Besserung. Unbehandelt kann die Lyme-Borreliose zu andauernden Beschwerden führen.
Wie kann man sich nun vor Zeckenstichen und damit gegen die genannten Erkrankungen schützen? Dr. Eleanor Keeton rät zum Tragen geschlossener, langer Kleidung in der freien Natur. Zudem können Abwehrmittel gegen Insekten sowohl auf die Haut als auch auf die Kleidung aufgetragen werden. Der Schutz hierdurch ist jedoch zeitlich begrenzt. „Meiden Sie hohes Gras und Dickicht, dann haben die kleinen Plagegeister wenig Chancen“, so die Amtsärztin.
Grundsätzlich empfiehlt sie, nach einem Aufenthalt im Freien den Körper gezielt nach Zecken abzusuchen. Vor allem bei Kindern sind Zecken oftmals im Kopfbereich zu finden. Falls man eine Zecke entdeckt, sollte diese umgehend entfernt werden, indem man mit einer Pinzette oder alternativ mit dem Fingernagel möglichst nahe an der Hautoberfläche das Tier packt und vollständig herauszieht. Nach dem Entfernen einer Zecke sollte die betroffene Hautstelle noch einige Zeit beobachtet werden, um eine auftretende Wanderröte nicht zu übersehen. ----- Vorsicht gilt auch bei Hunden und Katzen. Diese können bei einem Spaziergang im Freien Zecken aufsammeln und diese mit in die Wohnung bringen.
Gegen die FSME-Erkrankung ist ein Impfstoff verfügbar. Für eine Grundimmunisierung sind drei Dosen des Impfstoffes erforderlich. Danach muss der Impfschutz alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden. Da der Landkreis Pfaffenhofen als FSME-Risikogebiet eingestuft ist, wird für die Bewohnerinnen und Bewohner eine solche Impfung empfohlen. Vor einer Lyme-Borreliose kann man sich aktuell nicht mittels Impfung schützen.
„Zecken werden möglicherweise aufgrund der Klimaveränderungen in Zukunft den Winter noch besser überleben können. Wir müssen aber auch mit neuen Zeckenarten und andere durch Zecken übertragbare Erkrankungen rechnen“, so Dr. Keeton. Im Moment sei man durch eine Impfung gegen FSME, geeignete Kleidung und zeckenabwehrende Mittel sowie eine Kontrolle von Körper und Kleidung nach einem Aufenthalt im Grünen weitestgehend geschützt.
Quelle - Landkreis Pfaffenhofen a.d.Ilm. / Pressemitteilung / Foto von Erik Karits auf Unsplash
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